Gesundheitsexperten sprechen sich in den letzten Jahren immer wieder dafür aus, dass für Frauen das Risiko an Brustkrebs zu erkranken (wieder zu erkranken) deutlich gesenkt werden kann, wenn sie mindestens 3-4 Stunden in der Woche durch Bewegung ins Schwitzen kommen und auf ihre Ernährung achten d.h. Übergewicht vermeiden. Frauen, die mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert sind und sich in der Therapie befinden, stellen sich daher die Frage: „Ist nach einer Tumorerkrankung Schonung oder Bewegung besser?“

Eine pauschale Empfehlung, so die Experten, kann es nicht geben, dazu sind der Krankheitsverlauf und der individuelle Gesundheitszustand von Patientin zu Patientin zu unterschiedlich. Ob Bewegung oder Sport während oder nach einer Krebstherapie geeignet sind, sollten Brustkrebserkrankte daher immer mit dem behandelnden Arzt besprechen. Pauschalrezepte, wieviel wer wann leisten sollte, gibt es nicht.

Noch vor wenigen Jahren riet man Krebspatienten, sich während und nach einer Krebsbehandlung körperlich zu schonen. Doch immer mehr Daten belegen: Bewegung und Sport spielen für die meisten Erkrankten eine wichtige Rolle. Mögliche Krankheits- und Behandlungsfolgen können durch gezielte Übungen und Krankengymnastik vermindert oder ganz vermieden werden. So lassen sich zum Beispiel krankheitsbedingte Einschränkungen der Beweglichkeit verhindern.

Die heute bekannten Vorteile von Bewegung: Man verringert das Risiko für viele mögliche Krankheits- und Behandlungsfolgen. Wer sich bewegt, fühlt sich seltener erschöpft und bleibt meist leistungsfähiger. Bei vielen PatientInnen hat eine der Krankheit und der Behandlung angemessene körperliche Aktivität zudem einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität.

Wann dürfen Brustkrebskranke mit Sport beginnen?

Wer bisher eher wenig sportlich aktiv war, sollte sich jetzt nicht unter Druck setzen ein Leistungssportler zu werden. Gemeinsam mit dem Arzt kann man als Betroffene am besten herausfinden, welches Pensum an körperlicher Aktivität sinnvoll und machbar ist. Die Schwere der Erkrankung, das Ausmaß der Behandlungen, starke Begleiterscheinungen der Therapien und andere mit der Therapie in Verbindung stehende Ursachen müssen berücksichtigt werden. Wenig belastende Bewegungseinheiten können jedoch ganz einfach bereits in den Alltag eingebaut werden, indem man die Treppe statt den Aufzug nimmt, leichte Alltagsbesorgungen mit dem Fahrrad oder zu Fuß erledigt oder täglich kleine Spaziergänge unternehmt. Wichtig ist auch, worauf man selbst Lust hat und was Spaß macht.

Wer sich stark erschöpft fühlt, dem fällt der Einstieg in eine regelmäßige körperliche Aktivität oft besonders schwer. Angepasstes Bewegungstraining verbessert diese Erschöpfungszustände, das sogenannte Fatigue-Syndrom. Darunter leiden viele Patientinnen noch lange nach der Therapie.

In der Rehabilitationsphase, gegen Ende oder nach Abschluss der ersten Behandlung, findet für die meisten Patientinnen ein fließender Übergang von der Physiotherapie (Krankengymnastik) zum echten Bewegungstraining statt. In Rehabilitationskliniken und ambulanten Reha-Einrichtungen arbeiten daher Physiotherapeuten, Sportlehrer oder auch Tanz- und Bewegungstherapeuten. Sie passen ihr Angebot auf die besonderen Bedürfnisse von Patienten an.

Welche Bewegungen/ welcher Sport sind bei Brustkrebs zu empfehlen?

Auch hier gibt es keine pauschalen Empfehlungen. Sport und Bewegung spielen sowohl in der Rehabilitation als auch in der Nachsorge für Brustkrebspatientinnen eine wichtige Rolle. So vermitteln sie wieder Zutrauen zum eigenen Körper, unterstützen die Therapieverträglichkeit und reduzieren Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue) und erhöhen somit insgesamt die Lebensqualität. Weiterhin kann das Osteoporose-Risiko gesenkt und dem Muskelabbau entgegen gewirkt werden. Und man lernt, wie man trotz möglicher körperlicher Einschränkungen oder einer verminderten Leistungsfähigkeit mobil und körperlich aktiv sein kann.

Wer sich als Krebspatientin gerne etwas mehr bewegen oder sportlich betätigen möchte, sollte auch hier als erstes mit dem behandelnden Arzt Rücksprache halten. Da dieser die Situation und den Krankheitsverlauf genau kennt, kann er Auskunft geben, welches Bewegungspensum und welche Art der Bewegung für den Einzelnen sinnvoll sind. Bei der Wahl eines Bewegungsprogramms sollte  man aber auch eigene Vorlieben oder Abneigungen berücksichtigen.

Für Brustkrebspatientinnen, die bisher schon sportlich sehr aktiv waren, sieht die individuelle Empfehlung zudem meist anders aus als für Betroffene, die erst aufgrund ihrer Erkrankung den bisherigen Lebensstil ändern möchten. Um sich für eine bestimmte Art von Bewegung zu entscheiden, ist wichtig, dass man etwas auswählt, was einem auch Spaß macht.

Gibt es spezielle Sportangebote für Krebskranke im Saarland?

Gerade wenn Sie bisher eher zu den „Sportmuffeln“ gehörten oder unsicher und ängstlich in sportlicher Betätigung sind, treffen Sie sich am besten mit anderen zum Sport oder schließen Sie sich einer speziellen Sportgruppe für Krebskranke an – dann bleiben Sie eher am Ball. Sport in der Krebsnachsorge ist sogar auf Rezept möglich, über die Krankengymnastik oder Physiotherapie hinaus. Die gesetzlichen Krankenversicherungen beteiligen sich an den Kosten. Der Arzt muss auf einem Formular, dem “Antrag auf Kostenübernahme für Rehabilitationssport”, die Diagnose Krebs bestätigen. Er benennt dort die Einschränkung, die durch Sport gemildert oder vermieden werden soll.

Auch die Anzahl und Dauer der Übungseinheiten wird angegeben, ähnlich wie bei Massagen oder physiotherapeutischen Maßnahmen gemäß der Heil- und Hilfsmittelrichtlinien. Entsprechende Unterlagen zur Verordnung von Rehabilitationssport können Ärzte bei ihrer zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung anfordern.

Sport in der Krebsnachsorge – Informationen sind zu finden unter: Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Saarland e.V. – www.brs-saarland. Unter der Rubrik: Reha-Sport/ Sondergruppen im Verband findet man Termine und Orte der Gruppen/ Infos zum Reha-Sport/ Anmeldung/ Infos für Ärzte/ Kostenbeitrag und einen Flyer zum Ausdrucken.

Paddeln gegen Brustkrebs – Im Mai 2014 gründete sich erstmals im Saarland eine Drachenbootmannschaft für Frauen und Männer mit Brustkrebs unter dem Namen Pink Fighters Saar. Bereits 1996 belegten Studien des kanadischen Sportmediziners Prof. Dr. McKenzie, dass sich beispielsweise bei einem speziellen Trainingsprogramm im Drachenboot die Lymphödeme verringern oder sogar nicht mehr auftreten. Somit hat, medizinisch gesehen, diese Sportart einen positiven Einfluss auf den Körper. Drachenbootpaddeln als Teamsport steht bei Brustkrebserkrankten unter dem Motto: „Wir sitzen alle in einem Boot“; und anders als bei den sonstigen Drachenbootmannschaften steht weniger der Wettkampf an erster Stelle als vielmehr der Gedanke – „Gemeinsam durch die schwere Zeit“. Informationen sind zu finden bei dem Regattaverein Saar e.V. unter – www.pinkpaddler-saarland.de.

Neben diesen speziellen Angeboten gibt es in den meisten saarländischen Sportvereinen, Wohlfahrtsverbänden, Kneippvereinen, Sportstudios und anderen Anbietern Sportangebote, die auch für Brustkrebserkrankte geeignete sind wie z.B. Nordic Walking, sanfte Gymnastik, Joga, schwimmen, Wassergymnastik, Seniorengymnastik, Training mit leichten Gewichten, Radfahren, tanzen u.v.m.
Autorin: Ursula Jung, Referatsleiterin der DRK-Krebsnachsorge i.R.